05. Dez 2011
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Männern und bei Frauen insgesamt, vor allem jenseits des 60. Lebensjahres.
Und findest du einen Mann, dessen Brust schmerzt und der auch unter Schmerzen an seinen Oberarmen und seinem Magen leidet, so sollst du sagen, dass der Tod ihm naht.“
Bereits 2600 v. Chr. wurden auf einem alten ägyptischen Papyrus diese Worte geschrieben; dies ist wohl die älteste Schilderung von Herzbeschwerden (Angina pectoris = Brustenge), die wir kennen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Männern und bei Frauen insgesamt, vor allem jenseits des 60. Lebensjahres. Fast jeder 2. Gestorbene verstarb 2009 an Erkrankungen des Herzkreislaufsystems (Statistisches Bundesamt 2009).
Die Akutsterblichkeit beim Herzinfarkt ist sehr hoch, sie beträgt bei Aufnahme ins Krankenhaus bis zu 10-12 %. 2/3 aller Patienten stirbt vor Aufnahme in eine Klinik, die Hälfte in der 1. Stunde nach Symptombeginn. Die Krankenhaussterblichkeit hat sich durch die moderne Medizin seit den sechziger Jahren deutlich gesenkt, die Sterblichkeit vor Aufnahme in eine Klinik ist jedoch unverändert hoch.
Etwa 3/4 aller Herzinfarkte werden durch so genannte Plaques (wandständige Kalkablagerungen) verursacht, die die Durchblutung in den Herzkranzgefäßen nicht beeinträchtigen. Wenn diese Plaques aufbrechen (Plaque Ruptur) kann das Gefäß akut verschließen. In dieser Situation werden hochaktive gerinnungshemmende Substanzen freigesetzt. Man geht davon aus, dass 50 % aller Herzinfarkte ohne Vorboten eintreten. Meist vergehen bis zu 2 Wochen von der Plaque Ruptur (also dem Aufbrechen der Wandauflagerung) bis zum akuten Herzinfarkt. Die Patienten empfinden in dieser Zeit gelegentlich nur unspezifische Symptome, wie Unwohlsein und
eine innere Unruhe. Etwa die Hälfte aller Herzinfarkte ist vermeidbar. Ein Großteil der Herzinfarkte und der Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind vermeidbar, wenn man eine geeignete Vorsorge durchführt.
Es gibt so genannte Risiko Scores, also Tabellen, die aufgrund von Alter, Geschlecht, Höhe der Cholesterinwerte und der Tatsache ob jemand Raucher ist, die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes in den nächsten Jahren berechnen kann. Der bekannteste Score ist der Risikoscore der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (SCORE Deutschland). Wichtig ist aber eine individuelle Vorsorge, die das Herzinfarktrisiko eines jeden einzelnen genau einschätzen kann.
Die wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren sind heute Diabetes
mellitus, Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), unbehandelter
Bluthochdruck, Rauchen, falsche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Patienten, bei denen die Eltern in frühen Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatten, können ebenfalls gefährdet sein. Rechtzeitiges Erkennen und therapieren von kardiovaskulären Risikofaktoren kann 50 %
aller Herzinfarkte vermeiden.
Autor:
Dr. Michael Todt
Facharzt für Kardiologie