15. Aug 2011
Der Farbstoff der roten Blutkörperchen (Hämoglobin) transportiert im Blut den Sauerstoff von der Lunge zu den Organen. Ist die Zahl der roten Blutkörperchen oder der rote Blutfarbstoff vermindert, so kommt es zur Blutarmut (Anämie).
Die Organe können nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt werden. Dies führt zu Blässe der Haut und Schleimhäute, zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel, aber auch zu Herzschmerzen oder Luftnot.
Die Ursachen einer Anämie sind vielfältig. Zur Bildung der roten Blutkörperchen und des roten Blutfarbstoffes sind viele Enzyme, Vitamine und Spurenelemente nötig. Die häufigste Ursache einer Anämie ist ein Eisenmangel. Aber auch Vitamin B12 und Folsäure sind wichtig für die Blutbildung. Bei einer Blutarmut, die durch einen Mangel dieser Stoffe hervorgerufen wird, müssen zum einen diese Vitamine oder Spurenelemente ersetzt, zum anderen die Ursache des Mangels gesucht und behoben werden.
Liegt der Grund einer Blutarmut nicht in einem solchen Mangel, so muss nach weiteren, selteneren Ursachen geforscht werden. Möglicherweise werden die roten Blutkörperchen durch Antikörper zerstört und können nicht schnell genug oder in ausreichender Qualität nachgebildet werden. Selten ist auch eine bösartige Erkrankung, die im Knochenmark – der Bildungsstätte der Blutzellen – sitzt, für die Blutarmut verantwortlich.
Über spezielle Laboruntersuchungen kann nach der Ursache der Anämie geforscht werden. Nicht selten muss jedoch eine Knochenmarkpunktion durchgeführt werden, um den Grund der Blutarmut zu finden. Hierbei wird der Beckenknochen nach einer örtlichen Betäubung punktiert und das Knochenmarkblut gewonnen.
Diese Untersuchung kann ambulant bei einem Hämatologen durchgeführt werden. Als weitere Ursache einer Anämie kommt ein angeborener Defekt in der Bildung des roten Blutfarbstoffes in Frage. Eine solche, als Thalassämie bezeichnete Erkrankung, findet sich häufiger bei Menschen, deren Vorfahren aus der Mittelmeerregion stammen. Über spezielle Laborverfahren kann dieser Defekt gefunden werden.
Die Behandlung einer Anämie ist genauso vielfältig wie deren Ursachen. Ein Substratmangel wird ersetzt: Eisen z. B. in Tablettenform oder als Infusion. Bei einer Zerstörung der roten Blutkörperchen durch Antikörper wird das eigene Immunsystem unterdrückt, um die Selbstzerstörung zu unterbinden. Sollte die Anämie stark ausgeprägt sein und mit erheblichen Beschwerden wie Schwindel oder Luftnot einhergehen, so wird eine Bluttransfusion nötig, die ambulant in unserer Praxis durchgeführt werden
kann. Zeitgleich muss immer eine rasche Ursachensuche erfolgen. Nicht selten verbirgt sich hinter einer Eisenmangelanämie ein kleines blutendes Magengeschwür oder auch einmal ein Dickdarmtumor.
Autorin:
Dr. Ute Kreiter
Fachärztin für Innere Medizin,
Hämatologie und Internistische Onkologie