12. Jun 2023
Bei Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Ihr Kardiologe aus Mainz berät und unterstützt Sie gerne!
Frau Keller geht es nicht gut. Sie kommt schon bei einfachen Tätigkeiten außer Atem und fühlt sich kraftlos. Vor allem zum Abend hin schwellen ihre Füße und Unterschenkel stark an, so dass sie nicht mehr in die Schuhe passt. In der Nacht muss sie ständig auf die Toilette zum Wasser lassen.
Ihr Hausarzt hat den Laborwert BNP abgenommen und gesagt, dass er so stark erhöht sei, dass man eine Herzschwäche vermuten müsse. Deswegen hat er Frau Keller zur eiligen kardiologischen Untersuchung in der Cardiopraxis angemeldet.
Der Kardiologe hat eine Ultraschalluntersuchung ihres Herzens durchgeführt und leider tatsächlich eine Herzschwäche festgestellt. Die Herzleistung liege nur noch bei 35%. Jetzt ist Frau Keller total geschockt und glaubt, nicht mehr lange leben zu können. Deswegen ist es gut, dass der nette Kardiologe alle ihre Fragen beantwortet.
Bei der Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr dazu in der Lage, den Organismus mit der benötigten Menge an Blut und dem darin enthaltenen Sauerstoff zu versorgen. Die Zellen der Organe und Muskeln erhal- ten dadurch nicht den Kraftstoff, den sie für ihre Arbeit benötigen, dies empfinden wir als Luftnot.
Zu Beginn ist die Versorgung nur bei starker körperlicher Belastung unzureichend. Bei unbehandeltem Fortschreiten der Herzinsuffizienz tritt der Sauerstoffmangel in den Zellen schon bei leichter Belastung und schließlich sogar in Ruhe auf.
Die Herzinsuffizienz kann als Folge von verschiedenen Herzkrankheiten auftreten: Eine Schwächung der Pumpfunktion (systolische Funktion) kann Folge von Herzinfarkten, Herzmuskelentzündungen oder Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) sein.
Der Schweregrad wird mit der sogenannten Ejektionsfraktion (EF) gemessen, das ist der Anteil des Blutvolumens, den die linke Herz-Hauptkammer mit einem Schlag auswerfen kann. Diese liegt aber nie bei 100%, da das Herz nicht das ganze Blut auswerfen kann.
Normal sind für die EF schon Werte über 55% (das bedeutet, dass von 100 ml Blut in der Kammer mit einem Schlag 55 ml ausgeworfen werden). Eine EF von 35% wie bei Frau Keller wird als mittelgradige Funktionseinschränkung bezeichnet.
Problematisch kann auch die Befüllung der linken Hauptkammer mit Blut sein (diastolische Funktion), z.B. wenn der Herzmuskel aufgrund eines langjährigen Bluthochdrucks dicker und weniger elastisch wird, dann resultiert eine Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion.
Der Sauerstoffmangel in den Zellen äußert sich als Luftnot, die mit zunehmendem Fortschreiten bei immer geringerer Belastung auftritt. Man fühlt sich schlapp und abgeschlagen.
Darüber hinaus kommt es vor dem Herzen zum Blutstau und dadurch zur Wassereinlagerung in den Beinen (Ödeme). Das eingelagerte Wasser wird im Liegen aus den Geweben resorbiert und es kommt zum vermehrten nächtlichen Harndrang.
Die Diagnose stellt der Kardiologie mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie). Daneben sind EKG und Laboruntersuchungen notwendig. Zur Klärung der Ursache werden in manchen Fällen auch weiterführende Spezialuntersuchungen wie Herzkatheter und Kernspintomographie eingesetzt.
Zum einen versucht man die Ursache der Herzinsuffizienz zu behandeln, indem man zum Beispiel Einengungen an den Herzkranzgefäßen beseitigt.
Daneben wird das Herz mit Medikamenten entlastet durch Verringerung der zu transportierenden Blutmenge und des Drucks in den Gefäßen. Bei manchen Patienten ist darüber hinaus der Einsatz von implantierbaren Defibrillatoren (ICD) zur Behandlung lebensgefährlicher Rhythmusstörungen und von Herzinsuffizienz-Therapieaggregaten (CRT) sinnvoll.
In sehr fortgeschrittenen Fällen kann sogar ein Kunstherz oder eine Herztransplantation notwendig werden.
Die wichtigsten Substanzgruppen, mit denen das Herz entlastet werden kann:
Angiotensin-Rezeptor-Blocker in Kombination mit Neprilysin-Inhibitor (Entresto):
Wirkt
gefäßerweiternd und wassertreibend, was für Entlastung des Herzens
sorgt. Bei manchen Patienten sinkt der Blutdruck zu stark ab, dann muss
auf ACE-Hemmer oder AT-Rezeptor-Blocker umgesetzt werden.
ACE-Hemmer / AT-Rezeptor-Blocker (z.B. Ramipril, Enala- pril, Candesartan, Valsartan):
Wirken
gefäßerweiternd und senken damit den Druck gegen den das Herz anpumpen
muss. Wenn unter ACE- Hemmern Husten auftritt, muss auf
Angiotensin-Rezeptor-Blocker umgesetzt werden. Als Nebenwirkung können
Veränderungen der Blutsalze (Kalium) und eine Verschlechterung der
Nierenfunktion auftreten, dies wird daher im Verlauf überprüft.
Beta-Blocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol):
Dämpfen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin an Herz und Gefäßen. Dadurch wird das Herz entlastet und kann ökonomischer pumpen. Zu Beginn der Therapie kann es dem Patienten für 1-2 Wochen etwas schlechter gehen, erst dann entfalten sich die positiven Effekte. Deswegen wird die Therapie niedrig-dosiert begonnen und langsam gesteigert. Als Nebenwirkungen können Müdigkeit, langsamer Herzschlag und Potenzstörungen auftreten.
Diuretika (z.B. Furosemid, Torasemid, HCT, Aldactone):
Erhöhen die Wasser- und Salzausscheidung in der Niere und führen über ein verringertes Blutvolumen zu niedrigerem Druck. Nebenwirkungen können Veränderungen der Blut- salze und eine Verschlechterung der Nierenfunktion sein.
If-Kanal-Inhibitoren (Ivabradin):
Reduziert die Herzfrequenz und entlastet damit das Herz.
SGLT2-Inhibitoren (Empagliflozin, Dapagliflozin):
Führen zur Ausscheidung von Glucose (Zucker) und Wasser über die Niere und damit zu Entlastung des Herzens und Absinken des Blutzuckerspiegels. Können auch bei diastolischer Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Nebenwirkung ist erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfekte, deswegen sollte man besonders auf gute Intimhygiene achten.
Welche weiteren Therapiemöglichkeiten gibt es?
Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit einer EF von 35% oder weniger ist der Einsatz von Defibrillatoren (ICD) sinnvoll. Sie können lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen erkennen und stoppen. Wenn ein Linksschenkelblock im EKG vorliegt, kann dies mit einem Resynchronisations-Schrittmacher (CRT) behoben und damit die Herzleistung verbessert werden.
In seltenen Fällen kann die Implantation eines Kunstherzens oder eine Herztransplantation notwendig werden. Um dies zu verhindern, gibt es seit kurzem die Möglichkeit, sich telemedizinisch überwachen zu lassen. Dabei bekommt der Patient Geräte mit zu sich nach Hause, die EKG, Blutdruck, Körpergewicht und Wohlbefinden überprüfen und bei Bedarf einen Arzt alarmieren.
Die Cardiopraxis ist als telemedizinisches Zentrum zugelassen und wir haben schon die ersten Patienten in häuslicher Dauerüberwachung. Wenn auch Sie eine Herzschwäche haben und telemedizinisch überwacht werden wollen, sprechen Sie uns gerne an.
Frau Keller wird medikamentös eingestellt, begrenzt ihre Trinkmenge auf 1,5 Liter täglich und wiegt sich immer morgens nüchtern. Am Anfang der Therapie muss sie, wie der Kardiologe vorhergesagt hat, sehr viel Wasser lassen und verliert insgesamt 5 Kilogramm Körpergewicht. Die Beine werden schlank, sie fühlt sich besser belastbar und kann ihren Alltag wieder ohne Probleme absolvieren.
Bei Kontrolle des Herzens hat sich die Pumpleistung etwas verbessert, so dass zunächst keine weiteren Maßnahmen notwendig sind. Sie weiß aber, dass es bei Bedarf noch zu- sätzliche Maßnahmen geben würden, mit denen man ihr weiterhelfen kann. Jetzt ist ihr klar: Mit Herzschwäche kann man gut leben, wenn man auf sein Herz achtet. Die Ärzte und Mitarbeiter der Cardiopraxis werden ihr dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Auf einen Blick:
Alle Leistungsbereiche der MED
Dr. med. Alexander Hauber
Facharzt für Innere Medizin
und Kardiologie