13. Jun 2025
Natürliche, hormonelle Veränderungen können in den verschiedenen Lebensphasen von Frauen und Männern die sportliche Leistungsfähigkeit beeinflussen. Darüber hinaus beeinflussen aber auch sportliche Aktivitäten hormonelle Veränderungen beim Menschen.
Im Folgenden wird eine kurze Zusammenfassung dieser komplexen Thematik versucht. Hierbei sind naturgemäß unterschiedliche endokrine Systeme in differenter Art und Weise betroffen.
Es wird auf folgende Systeme fokussiert:
Einfluss des weiblichen Zyklus und der Veränderungen der Sexualhormone auf die sportliche Leistungsfähigkeit
Viele Frauen richten inzwischen die Intensität und Art ihrer sportlichen Aktivitäten nach ihrem Zyklus, dabei haben die weiblichen Zyklusphasen folgende Effekte auf die sportliche Leistungsfähigkeit:
Menstruation (Tag 1-5): Viele Frauen berichten von Müdigkeit, Krämpfen oder Unwohlsein, was die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Einige Frauen fühlen sich jedoch auch energiegeladen und leistungsfähig.
Follikelphase (Tag 6-14): In dieser Phase steigt der Östrogenspiegel, was oft zu mehr Energie und besseren Leistungen bei Ausdauersportarten führt. Die Regeneration kann ebenfalls schneller erfolgen.
Ovulationsphase (Tag 14): Während des Eisprungs kann der Testosteronspiegel ansteigen, was zu einer gesteigerten Leistungsfähigkeit führen kann. Viele Frauen berichten in dieser Zeit von einem erhöhten Leistungsvermögen.
Lutealphase (Tag 15-28): Der Progesteronspiegel steigt, was zu einer erhöhten Müdigkeit und emotionalen Veränderungen führen kann. Einige Frauen erleben in dieser Phase eine verringerte Leistungsfähigkeit, während andere weiterhin gut abschneiden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen des Zyklus von Frau zu Frau unterschiedlich sind. Individuelle Unterschiede, Trainingserfahrung und Anpassungen im Trainingsplan können ebenfalls eine Rolle spielen.
Wenn Frauen hormonelle, orale Kontrazeptiva einnehmen, ist der Einfluss von zyklusabhängigen Hormonschwankungen nicht ganz so ausgeprägt. Insbesondere, wenn die Pille durchgehend eingenommen wird und es zu keiner Menstruations-Blutung kommt, sind die prämenstruellen Probleme (PMS) geringer oder gar nicht vorhanden.
Wird die Zeit, Dauer und Intensität der sportlichen Aktivität über ein gewisses Maß hochgefahren, kommt es dadurch zu einem Ausbleiben der Periode (Amenorrhoe). Dies wird besonders dann unterstützt, wenn gleichzeitig das Körpergewicht abnimmt. Dies ist eine häufige Beobachtung bei Sportlerinnen, bei denen niedriges Körpergewicht für das Erreichen von Höchstleistungen gewünscht ist. Ein typisches Beispiel sind Langstreckenläuferinnen. Aber auch bei männlichen Marathonläufern kommt es zu einer Reduktion des Testosterons in Abhängigkeit der Gewichtsabnahme. Häufige Komplikationen dieser Trainingssituation sind das Auftreten von Ermüdungs- bzw. Stressfrakturen. Therapiemöglichkeiten sind in einer solchen Situation:
Die Menopause kann verschiedene Auswirkungen auf die sportliche Leistungsfähigkeit einer Frau haben:
Trotz dieser Herausforderungen sind viele Frauen auch während der Menopause weiterhin sportlich aktiv und können ihre Leistungsfähigkeit aufrechterhalten oder sogar verbessern, indem sie ihr Training anpassen und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Regelmäßige Bewegung kann auch helfen, einige der menopausalen Symptome zu lindern. Eine Substitution mit Östrogen & Gestagenen (Hormonersatztherapie) bei Frauen mit Gebärmutter beziehungsweise alleinigen Östrogenen bei Frauen ohne Gebärmutter, lindert die menopausalen Beschwerden und führt zu einer Leistungsnormalisierung. Kontraindikationen müssen beachtet werden.
Menschen mit Übergewicht wird immer geraten, sie sollten sich mehr sportlich belasten, um das Gewicht zu reduzieren. Dies wird allerdings mit zunehmendem Gewicht immer schwieriger. Es entwickelt sich exponentiell ein Teufelskreis, den zu durchbrechen, es mit zunehmendem BMI immer herausfordernder wird. Es ist ungleich komplexer, einen Körper mit einem BMI von 40 kg/m2 in Bewegung zu bekommen, als einen mit einem BMI von 18 kg/m2. Nicht nur die Zunahme muskuloskelettaler Beschwerden durch die hohe Belastung, sondern auch die abnehmende Fitness bei gesteigertem Bedarf machen sinnvolle, zur Gewichtsabnahme führende, sportliche Aktivitäten teilweise unmöglich.
Die Regulation von Fett und Muskelgewebe ist stark vom körpereigenen Testosteron abhängig (bei Frauen wie Männern). Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass diese Regulation auch für das Testosteron bei Frauen eine Rolle spielt, das ja bei Frauen natürlicherweise in der Nebenniere gebildet wird. Bei Männern kommt das Testosteron naturgemäß aus dem Hoden und nur zu einem kleinen Teil aus der Nebenniere. Männer, die Testosteron von außen dem Körper zuführen (Injektionen oder Gele), unterdrücken die körpereigene Produktion. Folgende Zusammenhänge sind beachtenswert:
Diese Faktoren tragen zusammen dazu bei, dass Männerund Frauen mit Adipositas häufig einen niedrigeren Testosteronspiegel aufweisen.
Stress, Sport und Hormone
Eustress und Distress sind zwei Arten von Stress, die unterschiedliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Eustress bezeichnet positiven Stress, der als motivierend und anregend empfunden wird. Er tritt häufig in herausfordernden, aber machbaren Situationen auf, wie zum Beispiel beim Beginn eines neuen Jobs, beim Planen einer Hochzeit oder beim Sport. Eustress kann helfen, die Leistung zu steigern und das persönliche Wachstum zu fördern.
Distress hingegen ist negativer Stress, der als belastend und überwältigend wahrgenommen wird. Er kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, wie finanzielle Probleme, Beziehungsstress oder gesundheitliche Sorgen. Distress kann zu Angst, Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führen, wenn er über einen längeren Zeitraum anhält.
Eustress ist der gute, motivierende Stress. Sport hat einen erheblichen Einfluss auf Eustress. Hier sind einige positive Effekte:
Distress ist der negative, belastende Stress. Sport kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf
Distress haben. Hier sind einige Aspekte, wie Sport Distress beeinflussen kann:
Insgesamt hängt der Einfluss von Sport auf Distress stark von der individuellen Herangehensweise und der Erwartungshaltung, den Zielen und der Balance zwischen Belastung und Erholung ab.
Die Stressregulation findet im Wesentlichen in den Nebennieren statt. Die Stressregulation der Nebenniere erfolgt hauptsächlich durch die Produktion von Hormonen,
insbesondere von Cortisol, das als Stresshormon bekannt ist. Hier ist ein Überblick über den Prozess:
Diese Hormone helfen dem Körper, auf Stress zu reagieren, indem sie Energie bereitstellen und die körperlichen
Reaktionen auf Stressoren regulieren. Eine dauerhafte Aktivierung dieser Achse kann jedoch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wie z.B. Angstzustände, Schlafstörungen und andere stressbedingte Erkrankungen.
Das Nebennierenmark, der innere Teil der Nebenniere, spielt eine entscheidende Rolle in der Stressregulation durch die Produktion von Katecholaminen, insbesondere Adrenalin und Noradrenalin. Hier sind die wesentlichen Aspekte der Stressregulation durch das Nebennierenmark:
Diese Mechanismen sind essenziell für das Überleben in gefährlichen Situationen, können jedoch bei chronischem Stress zu gesundheitlichen Problemen führen, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Angststörungen.
Die Schilddrüse spielt eine entscheidende Rolle für die sportliche Leistungsfähigkeit, da sie Hormone produziert, die den Stoffwechsel, das Energieniveau und die allgemeine körperliche Funktion beeinflussen. Hier sind einige wichtige Aspekte:
Insgesamt hat die Schilddrüse einen erheblichen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit, und ein Ungleichgewicht kann sowohl die körperliche Leistung als auch das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen.
Umgekehrt hat aber auch der oben erwähnte Distress eine negative Auswirkung auf die Schilddrüsenfunktion. So entsteht zum Beispiel die so genannte Hashimoto-Erkrankung durch negativen Stress. Meistens entwickeln die Patienten Schilddrüsen-Autoantikörper, wenn sie mit ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit unzufrieden sind oder wenn sie die sportlichen Ziele, die sie sich gesetzt haben, nicht erreichen. Dies führt zu einem Teufelskreislauf, an dessen Ende eine bleibende irreversible Unterfunktion der Schilddrüse stehen kann. Wenn man hier frühzeitig eingreift und eine Schilddrüsenfunktionskontrolle beim Arzt durchführt, kann man die Hashimoto-Erkrankung in der Phase erkennen, in der nur die Schilddrüsenantikörper
erhöht sind. Dies ist die Phase, in der dann solche Veränderungen auch reversibel sind und nicht zu einer unwiderruflichen Unterfunktion der Schilddrüse führen.
Testosteron wird häufig zur Leistungssteigerung eingesetzt. Dies ist Doping und von daher im Leistungssport obsolet. Auch bei Hobby-Sportlern führt es dosisabhängig zu lebensbedrohlichen Komplikationen:
Wachstumshormon wird eingesetzt zum Muskelaufbau. Dies kann auch zu einem Muskelaufbau des Herzmuskels führen. Eine sogenannte Kardiomyopathie ist häufig mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit assoziiert und kann zu Herzrhythmusstörungen und Tod führen. Die
Anwendung von Wachstumshormon (HGH) bei Sportlern kann verschiedene Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen. Hier sind einige der häufigsten:
Insgesamt können die Nebenwirkungen einer Wachstumshormontherapie erheblich sein und sollten gründlich abgewogen werden, insbesondere im Hinblick auf die Risiken im Vergleich zu den potenziellen Vorteilen im Sport.
Steroide werden synthetisch hergestellt und als Anabolika verwendet. Die Anwendung von anabolen Steroiden, kann bei Sportlern dosisabhängig zu einer Reihe von Nebenwirkungen und Komplikationen führen. Hier sind einige der häufigsten:
Diese Nebenwirkungen und Komplikationen machen deutlich, dass eine Steroidtherapie, insbesondere zu Leistungssteigerungszwecken, mit erheblichen Risiken verbunden ist.
Vitamin D ist ein essenzielles Hormon, das eine entscheidende Rolle im menschlichen Körper spielt, insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Fitness. Es wird hauptsächlich
durch Sonnenlicht auf der Haut synthetisiert, kann aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Durch eine alleinige Nahrungsaufnahme kann aber der tägliche
Bedarf nur unzureichend gedeckt werden.
In Bezug auf Sport ist das Vitamin D-Hormon besonders wichtig, da es die Knochengesundheit unterstützt, indem es die Kalziumaufnahme fördert und die Mineralisation des Knochens reguliert. Eine ausreichende Vitamin-D-
Versorgung kann das Risiko von Verletzungen, wie zum Beispiel Stressfrakturen oder Knochenödeme, verringern und die Muskelkraft verbessern. Studien zeigen, dass Sportler mit einem optimalen Vitamin-D-Spiegel oft eine bessere Leistung und schnellere Regeneration aufweisen.
Darüber hinaus hat das Vitamin D-Hormon Einfluss auf das Immunsystem, was für Sportler von Bedeutung ist, da intensive Trainingseinheiten das Immunsystem belasten können. Ein gut funktionierendes Immunsystem hilft, Erkrankungen und Verletzungen vorzubeugen. Vitamin D reduziert bei manchen Menschen auch das Krebsrisiko. Hierbei spielt das Mikrobiom des Darms (Darmbakterien) eine entscheidende Rolle. Insgesamt ist Vitamin D für Sportler von großer Bedeutung, und eine gezielte Supplementierung oder ausreichende Sonnenexposition kann dazu beitragen, die sportliche Leistung und die allgemeine Gesundheit zu optimieren.
Facharzt f. Innere Medizin/ Endokrinologie, Osteologie, MED Facharztzentrum, Hormon- & Stoffwechselzentrum, Prof. für Osteologie (Univ. Mainz)