13. Sep 2012
Medizinische Versorgung gezielt verbessern! Wartezeiten auf Facharzttermin verringern! Lesen Sie die Stellungnahme der MED zu diesem Thema.
1. Seit 2008 ist der sog. Orientierungspunktwert, mit dem unsere Leistungen bewertet werden (Punktzahl einer Leistung mal Orientierungswert = Preis der Leistung) nicht mehr verändert worden. Unsere Honorare dienen aber nicht nur unserem Einkommen, sondern aus diesen Honoraren bezahlen wir auch unsere Mitarbeiter und die anderen Betriebskosten unserer Praxen. Honorarsteigerungen müssen somit auch die gestiegenen Kosten (z. B. Gehaltserhöhungen unserer Mitarbeiter, deutlich gestiegene Stromkosten) ausgleichen. Das seit 2008 diese Kosten deutlich gestiegen sind (die KBV hat im Mittel 11% errechnet), wird niemand ernsthaft bestreiten. Daher ist die Forderung der Krankenkassen, unsere Honorare zu senken, ein Affront, und die vorgesehene "Erhöhung" von 0,9 % augenscheinlich zu gering.
2. Die Kassen ihrerseits sitzen auf hohen Überschüssen, über deren Verwendung z. Zt. politisch heftig gestritten wird. Unser Vorschlag ist es, diese teilweise gezielt in wirkliche Verbesserungen der medizinischen Versorgung zu stecken. Hier ein Beispiel:
Es gibt heute das Problem langer Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt. Erst vor kurzem berichtete die AZ ausführlich über diese Misere (s. AZ vom 10. 9. 2012, Seite 7).
Die Ursache für dieses Problem sind strenge Budgets in der gesetzlichen Krankenversicherung für ärztliche Leistungen durch Regelleistungsvolumina (RLV) und Fallzahlbegrenzungen. Diese Budgets und Fallzahlbegrenzungen sind ein Instrument der Kostendämpfung. Sie haben das Ziel, diese langen Wartezeiten zu produzieren, um so die Anzahl von Arztbesuchen zu reduzieren.
Dieses Problem existiert in der privaten Krankenversicherung nicht, was auch die immer wieder zitierten kürzeren Wartezeiten für Privatpatienten erklärt.
3. Wir haben hier in Mainz ein Facharztzentrum aufgebaut, die MED (15 Facharztpraxen, ambulantes OP-Zentrum, ambulante Reha, ca. 130 000 Patienten im Jahr), das uns die zügige interdisziplinäre Behandlung von Patienten mit akutem und subakutem Krankheitsbild ermöglicht, in der Regel ohne den stationären Sektor in Anspruch zu nehmen. Das ist für die Patienten angenehmer und für die Kassen kostengünstiger. Dies ist jedoch im Rahmen der vorhandenen Budgets nur sehr eingeschränkt möglich. Bisher weigern sich die Krankenkassen, diese moderne Versorgungsstruktur in einem separaten Vertrag mit der MED zu fördern.
Leider weigern sich die Krankenkassen bisher, diesen Vertrag abzuschließen. Das Problem der Wartezeit auf einen Facharzttermin ist lösbar.
5. Die meisten MED-Facharztpraxen werden zum jetzigen Zeitpunkt keine Praxisschließungen durchführen, da darunter in erster Linie unsere Patienten leiden. Wir werden aber im Rahmen von Protestaktionen der Ärzteschaft unsere Notfallversorgung einschränken und Notfallpatienten in das Krankenhaus einweisen. Darunter leiden nicht primär unsere Patienten, die werden versorgt, sondern die Krankenkassen, da die Versorgung teurer wird.
Die Krankenkassen haben mit ihrem Angebot, unser Honorar zu reduzieren, das Klima massiv vergiftet. Eine gute, patientenorientierte und effiziente ambulante Versorgung, kostet Geld. Budgets und Fallzahlbegrenzungen führen zu langen Wartezeiten. Verbesserungen sind möglich.
Dr. Norbert Wittlich
Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie
Geschäftsführer der MED