MED Facharztzentrum
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Osteoporose - eine interdisziplinäre Herausforderung

03. Feb 2011

Osteoporose ist kein unabwendbares Schicksal. So mancher Knochenbruch könnte vermieden werden, wenn die Krankheit rechtzeitig bemerkt würde. Herkömmliche Röntgenbilder erkennen Knochenschwund erst, wenn der Schaden schon eingetreten ist.

Osteoporose ist kein unabwendbares Schicksal. So mancher Knochenbruch könnte vermieden werden, wenn die Krankheit rechtzeitig bemerkt würde. Herkömmliche Röntgenbilder erkennen Knochenschwund erst, wenn der Schaden schon eingetreten ist. Für die Vorsorge ist jedoch entscheidend, den Abbau so früh wie möglich aufzuspüren und Folgeschäden abzuwenden, bevor sie entstehen.

Typische Osteoporoseschäden: links Wirbelfrakturen, rechts oben ein Schenkelhals mit Bruchgefährdung
Typische Osteoporoseschäden: links Wirbelfrakturen, rechts oben ein Schenkelhals mit Bruchgefährdung

Vorbeugen, richtig diagnostizieren und effektiv therapieren

Knochenschwund, wissenschaftlich Osteoporose oder Osteopenie, ist eine Volkskrankheit, Betroffene haben eine erhöhte Sterblichkeit. Schon heute ist jede dritte Frau und jeder fünfte Mann ab 50 Jahren betroffen, und der Anteil der Älteren in der Bevölkerung steigt. Bei gleich bleibender Häufigkeit der Krankheit kommen auf unser Gesundheitssystem Lasten zu, die es kaum bewältigen kann. Zu den gesellschaftlichen treten gravierende individuelle Folgen; die Krankheit bleibt lange unbemerkt, um dann umso dramatischer ans Tageslicht zu treten. Im Extremfall kann ein Stolpern einen rüstigen Rentner, der nichts von der Schwäche seiner Knochen ahnt, zum bettlägerigen Patienten machen.

Trübe Aussichten? Nicht nur: Zwei gute Nachrichten hellen das Szenario auf. Zum einen kann der allmähliche Schwund der Knochen aufgehalten oder verlangsamt werden, wenn er rechtzeitig erkannt wird. Zum anderen ist die Vorbeugung, solange sie ohne Medikamente auskommt, einfach, kostengünstig und gefahrlos. So bleibt das Gerüst stabil. Der menschliche Körper funktioniert streng ökonomisch. Er unterhält nichts, was er nicht braucht – das gilt für Muskeln wie für Knochen. Ohne Bedarf werden sie gar nicht erst angelegt oder auf das notwendige Maß zurückgebildet. Nur durch Belastung bleiben die Muskulatur und das knöchernes Gerüst, das Skelett, stark und belastbar.

Kosmischer Knochenschwund

Belastung und Stärke der Knochen hängen eng zusammen. Dies zeigt sich bei Astronauten, die sich längere Zeit in der Schwerelosigkeit aufhalten. Ihr Körper baut nicht benötigte Muskeln und Knochen ab. Schon nach wenigen Wochen im All leiden sie unter Osteopenie und Muskelschwund. Deshalb empfehlen Osteologen zur Osteoporose-Vorbeugung Bewegung und Krafttraining, auch im fortgeschrittenen Alter.

Sport bewahrt nicht nur die Festigkeit der Knochen, er erhält auch Stärke
und Beweglichkeit und beugt so Stürzen vor. Aber körperliche Aktivität kann ihre segensreiche Wirkung nur entfalten, wenn die nötigen Baustoffe
zur Verfügung stehen.

Die wichtigste Knochenbausubstanz ist Kalzium, ein Mineral, das in Gemüse, Milch, Milchprodukten und manchen Mineralwässern vorkommt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich 1,5 Gramm Kalzium
zu sich zu nehmen. Ein Liter Mineralwasser enthält je nach Sorte mehr als ein Drittel dieser Menge.

Links gesunder Wirbelkörperknochen, rechts Osteoporose
Links gesunder Wirbelkörperknochen, rechts Osteoporose

Vitamin D als Schlüssel

Doch der Baustoff allein nützt nicht viel: Ohne Vitamin D kann das Kalzium weder aus der Nahrung aufgenommen, noch im Knochen eingebaut werden.

Wichtigste Quelle dafür ist die Haut, die Vitamin D unter dem Einfluss von Sonnenstrahlung bildet. Besonders ältere Menschen sollten daher darauf achten, sich regelmäßig im Freien aufzuhalten. Gegebenenfalls ist eine zusätzliche Vitamin-D-Zufuhr ratsam, z.B. durch ein Wochenpräparat
mit hoher Speicherkapazität.

Frühes Wissen hilft

Bildgebende Verfahren (Knochendichtemessung, Röntgen) haben ihren unbestrittenen Platz in der Vorbeugung, Risikoabschätzung und Diagnose einer Osteoporose.

Zur Früherkennung gibt es allerdings auch noch andere Methoden. Einmal hat Ihr Arzt Fragebögen, mit denen der Patient selbst abschätzen kann, ob z.B. eine Knochendichtemessung durch geführt werden sollte. Einen solchen findet man z.B. unter http://www.shef.ac.uk/FRAX/?lang=de.

Es gibt auch Blut- oder Urintests. Hier werden Knochenstoffwechselprodukte gemessen, die beim Knochenab- und aufbau entstehen. Anhand dieser Labortests kann eine Osteoporosegefährdung erkannt werden, bevor die Knochen geschwächt sind. Das kann sich auszahlen; oft reichen einfache Änderungen in Lebensführung und Ernährung aus, um das Risiko von Folgeschäden zu verringern.

Medikamentöse Therapiemöglichkeiten

Osteoporose ist im Stadium ohne eingetretene Knochenbrüche heilbar. Erreicht wird dies durch eine jahrzehntelange Knochenaufbautherapie.
Die Wahrscheinlichkeit, sich Knochen zu brechen, wird gesenkt durch Medikamente, die entweder den Knochenabbau hemmen oder den Knochenaufbau fördern.

Solche Therapien werden am MED Facharztzentrum in vielen Praxen initiiert. Bei den Rheumatologen, den Nuklearmedizinern, den Orthopäden und den Endokrinologen, alles osteologisch erfahrene Ärztinnen und Ärzte, werden Osteoporose-Therapien mit Tabletten, Injektionen oder Infusionen durchgeführt.

Wichtig ist die interdisziplinäre Versorgung von Osteoporose-Patienten. Hier haben außerdem auch die Radiologen und Gynäkologen noch eine wichtige Bedeutung.


Autor:
Prof. Dr. WüsterProf. Dr. Christian Wüster

Facharzt für Innere Medizin/Endokrinologie
und Diabetologie, Osteologe DVO

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